Freitag, 17.09.1999

1. Berliner Wasserbetriebe (Sabine Meyer)

Grössenvergleich Berlin Um 7.30 Uhr starteten wir von unserem Hotel zu den Berliner Wasserbetrieben in die Neue Jüdestraße.

Hier wurden wir von Herrn Magnus begrüßt und in den Seminarraum geführt. Dort empfing uns Herr Dr. Norbert Engel, der für die Planung des Netzbaues des Ver- und Entsorgungssystems von Berlin verantwortlich ist, und gab uns in seinem Vortrag Informationen zu den Berliner Wasser Betrieben mit folgendem Inhalt:

Die Berliner Wasser Betriebe sind das einzige Unternehmen mit dem Controlling der Ver- und Entsorgung unter einem Dach. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 6.200 Personen.

Zur Chronik nur drei Jahreszahlen, die eine Wende für das Unternehmen brachten:

Die Berliner Wasser Betriebe erzielten 1997 einen Umsatz von zwei Mrd. DM bei einem Investitionsvolumen von 769 Mio. DM, wobei hiervon gut 2/3 in den Bereich Netze floß.

Die Tarifentwicklung für den m3 Abwasser einschl. Frischwasserzufuhr sieht in Berlin wie folgt aus:

1994 5,60 DM/m3
1995 7,00 DM/m3
1996 7,80 DM/m3
1997 8,30 DM/m3

Anhaltswert hierzu: Herr Magnus z.B. zahlt in Brandenburg 20,00 DM/m3 für Abwasser und 2,20 DM/m3 für Frischwasser.

Pro Tag werden in Berlin 600.000 m3 Wasser gefördert. Im Schnitt fallen hier ca. drei Rohrbrüche pro Tag an. Der Wasserverlust liegt hier unter 5% im Gegensatz zu Istanbul mit 50%, dessen Wasserverlust in etwa dem Bedarf von ganz Berlin entspricht.

Das Grundwasserdargebot setzt sich hier wie folgt zusammen:

Grundwasserneubildung 30 %
Uferfiltrat 56 %
Grundwasseranreicherung 14 %

Zur Kanalisation

Die Gesamtlänge des Kanalsystemes beträgt ca. 8.800 km (d. h., daß das Netz bis Peking geführt werden könnte). 2/3 der Leitungen sind im Trennsystem geführt, und im Zentrum liegt das Mischsystem vor. Von den 8.800 km sind gut 1/3 einer TV-Inspektion unterzogen.

Die Altersverteilung des Berliner Kanalnetzes sieht wie folgt aus:

> 100 Jahre 3,3 % Die Kanäle sind
in jeder Stadt zu alt.
80 - 100 Jahre 36,3 %
50 - 80 Jahre 24,7 %
20 - 50 Jahre 20,3 %
< 20 Jahre 15,4 %

Daraus folgt, daß die Kanäle länger als alle betrieblichen Abschreibungen halten. Nur sorgfältige Instandhaltung sowie Sanierung machen diese hohe Lebensdauer des Rohrnetzes nach heutigen Ansprüchen möglich.

50 % aller Sanierungen sowie Neuverlegungen werden heute in der grabenlosen Bauweise hergestellt.

Grabenloser Rohrvortrieb

Blick in die Pressgrube Hierzu haben wir nach dem Vortrag an einer Baustellenbesichtigung der Berliner Wasser Betriebe im „Sandbacher Weg" teilgenommen.

Hier wurden 750 m Schmutzwasserkanal im Grundwasser mittels Schneckenvortrieb hergestellt. Dieses Verfahren ist sehr wirtschaftlich und umweltfreundlich, da keine Grundwasserabsenkung erforderlich wird. Zu Spitzenzeiten waren hier drei Maschinen im Einsatz. Die Leistung einer Maschine lag bei 12 m pro Tag, wobei für einen Meter sechs bis sieben Pressenschritte erforderlich waren. Auch kann es Probleme mit Findlingen geben, sofern keine Hindernisbaugruben angelegt worden sind. Zu den Findlingen zählen bereits Steine mit einem Durchmesser von 40 mm. Es wurden Faserzementrohre mit den Abmessungen DN 200, DN 250 sowie DN 300 verlegt. Im Hausanschlußbereich werden Steinzeugrohre DN 150 verlegt, wobei eine Anschlußpflicht der Anwohner an das öffentliche Kanalnetz mit einer Frist bis zu zwei Jahren besteht.

Außerdem mußten hier 13 Einstiegsschächte sowie mehrere Hilfsschächte hergestellt werden. Eine Besonderheit bei den Einstiegsschächten ist der „sternförmige" Abgang der Hausanschlüsse vom Schacht.

Die Kosten pro Meter Rohrvortrieb liegen auf dieser Baumaßnahme bei ca. 1.000,00 DM netto und für den Schacht bei ca. 2.500 bis 4.000 DM.
Der Anschaffungswert für die Rohrvortriebsanlage liegt momentan bei ca. 1,3 Mio. DM.