Mittwoch, 15.09.1999

2. Ausstellung im Martin-Gropius-Bau (Katrin Mikolajczyk)

Auf der Berlin-Exkursion sammelten wir nicht nur bautechnische Anregungen und Eindrücke durch vielfältige Baustellenbesuche, auch kulturelle Bildung stand auf dem Programm.

Nach einer individuell gestalteten Mittagspause trafen wir uns um 15°° Uhr vor dem Martin-Gropius-Bau, Stresemannstraße 110, Berlin-Kreuzberg. Vom 23.Mai bis 03.Oktober 1999 ist hier die Ausstellung „Einigkeit und Recht und Freiheit — Wege der Deutschen 1949-1999" zu sehen. Die ca. 90-minütige Überblick-Führung glich einer Zeitreise vom zerstörten Nachkriegsdeutschland über die unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Ost und West bis zum wiedervereinten Deutschland. Unscheinbare Dokumente in Glasvitrinen, Wahlplakate, Originaltonaufnahmen von Werbe- und Wahlkampagnen, Kleidungsstücke, Kartenmaterial, Gebrauchsgegenstände — verschiedenste Zeitzeugen, deren Bedeutungen uns durch das Führungspersonal erläutert wurde. Jeder für sich hatte die Gelegenheit, sein geschichtliches Wissen, die persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen aufzuarbeiten und zu ergänzen. Schnell wurde unerlaubter Weise ein Foto mit unserem russischen Gastprofessor auf der Tribüne eines Modells, wie die DDR-Regierung die 1.Mai-Demonstration 1990 geplant hatte, geschossen. Vorbei an mehreren Monitoren im Innenhof, die die eindrucksvollsten Bilder vor und nach dem Mauerfall zeigten, gelangten wir an das Ende einer gelungenen Führung.

3. Theaterabend

Schnell mußten wir unsere Gedanken in eine gänzlich andere Richtung lenken: mit der U-Bahn zurück ins Hotel, Duschen, schick Anziehen und wieder rein in die U-Bahn oder den Bus. Treffpunkt: Schumannstraße 13a, Berlin-Mitte, Kammerspiele des Deutschen Theaters. Hier trafen wir auch auf Herrn Prof. Bretschneider, der uns bis Donnerstag Abend begleitete. Pünktlich um 19_° Uhr erfuhren wir „Wie man Hasen jagt". Das Stück von dem französischen Autor Georges Feydenau spielt in der besseren französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die einfache Handlung von Ehe, Seitensprung und Verwechslungen war genau die richtige Kost für unser Studentenhirn. Die tollen schauspielerischen Leistungen der Figuren forderten vom Zwerchfell viel Bewegung und zum Schluß eine Menge Beifall. Immerhin wissen die Frauen jetzt, wozu ein Spazierstock alles gut ist, und natürlich wo es Hasen gibt, gibt’s keine Kaninchen. Den Männern wurde schlagartig klar, daß betrogene Ehefrauen gewaltig laut schreien können, man niemals seine Hose bei der Geliebten liegenläßt und nach vorgetäuschter Jagd nicht beim Feinkosthändler kauft. Lediglich Herr Prof. Toepfer war ein wenig vom Organisationstalent seines Berliner Freundes, der für uns die Karten dieser Vorstellung gebucht hatte, enttäuscht.

Was machen wir mit dem angebrochenem Abend? Allen stand der Sinn nach einer geselligen Runde in einer gemütlichen Kneipe. Die Reisekasse war noch gut gefüllt und so steuerten wir das „Chagall" , Nähe Bahnhof Friedrichstraße, an, in dem einige von unserer Truppe schon am Vorabend viel Spaß hatten. Viel Bier, einige Kurze und lockere Sprüche ließen die Stimmung steigen. Niels Krüger lernte, wie man fachmännisch ein Hefeweizen einschenkt und Herr Prof. Toepfer zapfte sich sein 0,3 l Warsteiner selber. Vielen wird der Abend noch länger in Erinnerung bleiben, sei es wegen der oft vertauschten Baguettes, dem Melonenlikörchen auf dem Heimweg oder einfach wegen des Kellners Uwe, in der Szene auch als Cordula bekannt.