Mittwoch, 15.09.1999

1. DB Lehrter Stadtbahnhof (Matthias Dony)

Baugrube Lehrter Bahnhof

Einführung durch die Geschichte der Bahn und der Stadtbahn Berlins

Mit dem Lehrter Bahnhof entsteht derzeit an historischer Stelle einer der wichtigsten Kreuzungsbahnhöfe Deutschlands. Vom Lehrter Bahnhof aus können nach der Jahrtausendwende die Reisenden in alle Himmelsrichtungen starten: Städte im Norden, etwa Hamburg, Rostock oder im Süden München sind dann genauso bequem erreichbar wie im Osten Frankfurt/Oder und Warschau oder im Westen Köln und Paris. Schätzungen gehen von rund 50 Millionen Passagieren jährlich aus, die im künftigen Berliner Zentralbahnhof aus-, ein- oder umsteigen. Der große Vorteil besteht vor allem in der zukünftig direkten Durchfahrbarkeit von Berlin im Fernverkehr, wo in der Vergangenheit die Reiseroute über Berlin nur mit großem Zeitaufwand mit Umsteigen auf Nahverkehrsmittel möglich war.

Daneben wird es auf über 400.000 Quadratmetern Fläche Geschäfte, Büros, Gaststätten und Hotels geben.

Der neue Lehrter Bahnhof, der auf rund 70.000 Quadratmetern fünf Verkehrsebenen verknüpft, bildet den zentralen Knoten im Berliner Pilzkonzept.

Er wird nicht nur Verkehrszentrum und Mittelpunkt eines neuen Stadtquartiers in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel, sondern auch eine technische und architektonische Attraktion:

Nach dem Entwurf des Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan entsteht ein Bahnhofsgebäude mit vier Ebenen. Auf der untersten Etage halten die Züge des Nord-Süd-Fernverkehrs, des Regionalverkehrs, des Flughafen-Expreß sowie der Berliner S- und U-Bahn. Außerdem liegt auf dieser Ebene der Bahnsteig für den Transrapid. Für den Ost-West-Fernverkehr, weitere Regionalverbindungen und S-Bahnlinien sind Bahnsteige in der oberen Etage vorgesehen.

Im Erdgeschoß befinden sich neben dem Reisezentrum der Bahn Geschäfte und Dienstleistungsbereiche. Die Reisenden gelangen von dort direkt zu den Bussen, der Straßenbahn oder den Taxen auf dem Vorplatz, zur oberen Ebene oder über eine Verteilerebene zu den unteren Bahnsteigen. Die 430 Meter langen Bahnsteige im Obergeschoß werden von einer filigranen Glaskonstruktion in Ost-West-Richtung überdacht. Zwei quer gestellte, 42 Meter hohe Gebäudekomplexe überspannen diese Trasse brückenartig und symbolisieren die unterirdische Nord-Süd-Strecke, die mit vier ICE — Gleisen gebaut wird.

Der Lehrter Bahnhof ist Bestandteil der neuen Nord-Süd-Fernbahnverbindung, die mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von vier Milliarden DM gebaut wird und im Jahr 2005 in Betrieb geht. Die Nord-Süd-Fernbahntrasse ist neun Kilometer lang. Davon werden rund 3,5 Kilometer unterirdisch durch Tunnel geführt. Die Röhren, insgesamt vier Stück, wurden durch Schildvortrieb hergestellt.

Problematik:

Denkmalschutz verursacht durch den Erhalt von alter Bausubstanz komplizierte Konstruktionen, dies tritt z.B. beim Stahlbogen Fachwerk in diesem Bahnhof auf. Ein weiteres Problem ist der hohe Grundwasserspiegel in Berlin, er liegt in zwei Meter Bodentiefe. Durch den hohen Wasserdruck mußten die Schlitzwände unter anderem mit Ankern befestigt werden, mit bis zu einer Länge von 70 m. Zusätzlich wurde das Ausheben durch sehr viele Findlinge behindert.

Zwischenfälle:

Während der Arbeiten kam es an den Verbindungen der Schlitzwände zu zwei Wassereinbrüchen; durch sofortiges Fluten der Baugrube und Beseitigung der Löcher durch Taucher konnten größere Schäden verhindert werden.

Besondere Technologie:

Schildvortrieb, Einsatz von Schwimm- und Saugbaggern bis 21 m Tiefe, wiederverwendbare Anker.

Besichtigungen: